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Lebensraum Golfplatz

Schönes Spiel: Golf & Natur

Der Golfer´s Club Bad Überkingen hat sich in seiner letzten Mitgliederversammlung dafür ausgesprochen, sich an einem Projekt zu beteiligen, das die Lebensräume von Pflanzen und Tieren auf dem eigenen Platz schützen und fördern will.

Eine Kooperation Baden-Württembergischer Golfanlagen,

zusammen mit dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Baden-Württemberg sowie des Baden-Württembergischen und Deutschen Golf Verbandes, haben dieses Projekt ins Leben gerufen unter dem Motto „Golf fördert die Biodiversität – wir übernehmen Verantwortung für naturnahe Lebensräume und die Artenvielfalt“. Angestrebt wird eine gleichberechtigte Partnerschaft von Golfsport und Naturschutz.

In einer Zeit, in der bunt blühende Wiesen eine Rarität sind, eintönige Ackerflächen nicht nur auf der Schwäbischen Alb die Landschaft dominieren und Hecken und Streuobst-wiesen immer mehr verschwinden, kann ein Golfplatz zumindest ein wenig dazu beitragen, dass die Insekten wieder Nahrung finden und damit auch alle Tiere, die sich von Insekten ernähren, wie die meisten Vögel, Igel, Spitzmäuse, Eidechsen und Frösche.
Bodenbrütende Vögel, wie zum Beispiel die Lerche, brauchen großflächigere Wiesen mit höherem Gras, zum Schutz ihrer Brut. Diese finden sie in der Regel nicht mehr in den konventionell bearbeiteten Wiesenflächen, die zu früh gemäht und überdüngt werden. Die Landschaft mit Boden, Flora und Fauna, Klima und Wasserhaushalt ist bei jeder Golfanlage anders, daher muss bei einer Umsetzung der ökologischen Richtlinien
von den regionaltypischen Bedingungen ausgegangen werden.

Der Golfplatz in Oberböhringen hat seine Spielbahnen durch Wiesenflächen voneinander abgetrennt, auf denen es vielfältig blüht. Es finden sich typische kalkliebende Pflanzen wie Margeriten, Wiesensalbei, Esparsetten, Rot- ,Weiß-, Gold- und Hornklee, Skabiosen, Schlüsselblumen, Augentrost-Arten, Labkraut, Pippau, Flockenblumen, Lichtnelken und viele mehr. Auch sehr unterschiedliche Gräser. Auf einer Wiese ist sogar das Zittergras heimisch, das viele von uns noch aus der Kindheit kennen, das aber inzwischen durch die Düngung der Wiesen fast verschwunden ist. Hecken auf dem Golfplatz schützen die Spieler vor dem Wind, sind jedoch auch ökologisch außerordentlich wichtig als Versteck für kleine Säugetiere sowie als „Baubasis“ und Schutz für Vogelnester. Zudem finden während der Blütezeit Insekten an den Sträuchern Nahrung. Im Herbst bieten artenreiche Hecken vielerlei Früchte für Tiere, die sich einen Winterspeck anfressen müssen, oder für Vögel, die sich den Winter über von den Beeren ernähren.
Erfreulicherweise wachsen, blühen und fruchten auf unserem Golfplatz auch Obstbäume, deren Früchte nicht nur wir Menschen, sondern auch Vögel und andere Tiere zu schätzen wissen. Der Teich in der Anlage entspricht nicht den landschaftstypischen Gegebenheiten auf einer Albhochfläche, aber er kann durch einen noch anzulegenden Bewuchs naturnäher gestaltet werden.
Das Projekt „Golf & Natur“ sieht u.a. vor:

  1. blühende Wiesen für Insekten (Bienenschutz!) anzulegen und auszubauen
  2. den Vogelschutz zu fördern (Bsp. Nistmöglichkeiten)
  3. Totholzbereiche für holzbrütende Insekten zu schaffen
  4. die Ansiedlung und den Erhalt von regionaltypischen Tierarten zu fördern
  5. den Einsatz von Herbiziden zu reduzieren.

Der Einsatz von Dünge- und Spritzmitteln lässt sich auf einem Platz mit einem gut bespielbaren Grün nicht ganz vermeiden, denn schließlich wollen die Mitglieder ja Golf spielen – im Gegenzug erhält die Allgemeinheit blühende Wiesen und Heckenbiotope. Die Anzahl dieser einsetzbaren Mittel ist jedoch stark reglementiert. Es gibt nur wenige, und diese sind in der Mehrzahl nur auf einer Fläche von 5% der Gesamtfläche einsetzbar. Die Platzpflegemannschaft (Greenkeeper) sind bereits heute bemüht, so wenig wie möglich von diesen Mitteln anzuwenden und suchen aktiv nach Alternativen, z.B. durch mehr Bodenbearbeitung und auch Verfahren aus dem biologischen Landbau. Seit Anbeginn des Spielbetriebs auf der „Oberböhringer Heide“ wird der Düngemitteleinsatz dokumentiert und befindet sich auf einem vergleichsweise moderaten Level.

Etwa die Hälfte der Fläche eines Golfplatzes ist Spielfeld. Bei der Umsetzung der Projektvorgaben soll daher die andere Hälfte dem natürlichen Landschaftsbewuchs entsprechen und biologisch wertvoll sein. Das bedeutet, dass Wiesen größere zusammenhängende Flächen bilden sollen, Gehölze dicht und großflächiger angelegt und miteinander verbunden und Baumscheiben nicht mehr gemäht werden. Steinriegel werden von Beschattung frei gehalten, Baumstümpfe bleiben stehen und Reisighaufen liegen, als Nistmöglichkeit und Unterschlupf. Manch ein Golfspieler wird sich erst an diese – vielleicht anfänglich als „Unordnung“ empfundene – Veränderung gewöhnen müssen, aber Natur ist nie so aufgeräumt wie die „Gute Stube“. Und Golf ist auch deshalb so erholsam und spannend, weil der Aufenthalt in der artenreichen Natur der Seele gut tut.
Unser Platz in Oberböhringen ist bereits auf einem guten Weg und wird sich in den nächsten Monaten und Jahren mit diesem Projekt weiter in Richtung Naturschutz bewegen. Wer wunderschön blühende Wiesen im Frühjahr sehen möchte, an denen sich Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten laben, ist herzlich auf den Golfplatz eingeladen, um diesen inzwischen so selten gewordenen Anblick zu genießen.